Die Weltenwanderer

„Ich inkarniere und sammle die Weltenwanderer, die mir bekannt sind. Die, denen wir vertrauen können. Sie sollen die Elfenkönigin töten!“

„Du weißt, dass es kein leichtes Unterfangen ist, eine Sagengestalt zu töten. Sie muss vergessen werden, damit sie getötet werden kann.“

Re dachte kurz nach. „Dann fangen wir sie, sperren sie weg, bis das geschieht. Hauptsache sie befindet sich in unserer Gewalt!“

Der große Feuerball bejahte das Unterfangen. Er vertraute Re. „Re! Lass die Weltenwanderer nicht ahnen, welche Macht sie besitzen. Sie könnten auch zum Problem werden.“ rief er ihm nach, als Re im Begriff war zu verschwinden.

 

„Wo ist das nächste Portal!? Malik, lauf!“

„Dort! Spring!“

In dem Felsen vor ihnen war ein Wirbel entstanden. Mit einem Hechtsprung setzten die beiden durch. Malik und Eve landeten unsanft in ihrem Wohnzimmer. Die Spiegelkästen ihrer Kindheit standen dort nebeneinander. Sie hatten sich als Kinder in der Sagenwelt kennengelernt und gemeinsam erkundeten sie die Welten, bis heute. Heute war es allerdings knapp gewesen. Sie hatten den Wassermann im Grünsee verärgert. „Er versteht keinen Spaß.“ lachte Malik keuchend. „Du wolltest seinen Hut kaufen…“ „Er hätte mir gestanden.“

Kichernd klopften sich die beiden den Dreck von ihren Körpern. Plötzlich hielt Eve inne. Ihre Augen wurden groß. Re stand, groß, braun gekleidet, mit starrem Blick in der Ecke des Zimmers. Eve tippte Malik auf die Schulter und zeigte auf die Gestalt. Es war noch nie passiert, dass sie einen Kontakt zu einer Sagengestalt hatten, wenn sie nicht durch den Spiegel gegangen waren. Re räusperte sich und sein Blick wurde entspannter. „Ich bin Re. Ihr kennt mich als Erdgeist und-“ Re wollte weitersprechen, doch Malik rief dazwischen: „Du bist ein Großer! Ich war einmal dort in eurer Welt.“ Re nickte und fuhr fort: „Ich brauche eure Hilfe.“

 

„Die Elfenkönigin hat was getan?“ Eve kaute an einem Stück Kuchen und verschluckte sich beinahe. „Sie hat den mächtigsten Gegenstand der Existenz und möchte das Nichts heraufbeschwören, um sich unabhängig von der Fantasie der Menschheit bewegen zu können.“ Re wählte seine Worte mit Bedacht. Doch er musste die Beiden von der Wichtigkeit des Unterfangens überzeugen. „Ja und wenn sie das tut?“ kam diesmal der Einwand von Malik. „Dann löscht sie die Existenz, wie wir alle sie kennen.“ „Kann ich das auch?“ fragte Eve und ihre Augenbrauen hüpften herausfordernd. Malik sah sie belustigt an: „Du möchtest das Universum neu errichten? Das ist ja eine ganz neue Seite von dir.“ „Entschuldige, aber ich wusste nicht, dass das einmal zur Debatte stehen würde und wenn ich recht drüber nachdenke… Wie war das, wir können uns die Naturgesetze aussuchen?“ Re gefiel die Richtung des Gesprächs überhaupt nicht. Er rief zur Ordnung. „Wir haben wirklich ein Problem. Wollt ihr uns helfen?“ Ohne sich anzusehen, nickten beide einhellig. „Dann geht in die Welt der Elfenkönigin und macht sie unschädlich. Die Moorkobolde sind auf unserer Seite, von ihnen könnt ihr Hilfe erwarten.“ „Wie meinst du: Unschädlich machen?“ „Nehmt ihr den Stein weg, befreit Markus und wenn ihr es schafft: nehmt sie gefangen und bringt sie in die Menschenwelt, ich werde euch finden, sollte es soweit kommen.“ „Ja und – du meinst sofort?“ Re nickte. „Der Stein ist bereits seit Stunden fort, es kann jederzeit dazu kommen, dass das Universum kollabiert.“ „Oh.“ Re blickte in weit aufgerissene Augen, Eve legte das Stück Kuchen beiseite, schnappte sich Maliks Arm und sie packten ihre Rucksäcke. Es dauerte nur ein paar Augenblicke und schon standen sie vor ihren Spiegelkästen und beschworen die Welt der Elfenkönigin herauf. Re half ihnen dabei, damit es schneller ginge. Nach kurzer Zeit sahen sie Phillipe den Morkobold, winkten und stiegen in den Spiegel.

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© Ina Seiser